Aktuelles

ARBEITSKREIS für EMPIRISCHE FORSCHUNG

zu GLAUBE, PSYCHOTHERAPIE und SEELSORGE 

AKTUELLES


Forschungswerkstatt 2024

8./9. November 2024

in der Internationalen Hochschule Bad Liebenzell

Heinrich-Coerper-Weg 11, 75378 Bad Liebenzell


Beiträge zur empirischen Forschung

zu Glaube, Psychotherapie und Seelsorge


Call for Papers:

Einsendung von Forschungsprojekten bis 31. August 2024


Programm:

Freitag 8. November, 15-18 Uhr:

Pre-Workshop für Doktoranden/Habilitanden: Selbsterfahrung "Ich und meine Forschungsarbeit"

mit Dr. Sonja Friedrich-Killinger und Dr. Michael Ackert

(max. 15 TN)


Samstag 9. November, 10-17 Uhr:

Vorstellung von Forschungsprojekten

mit anschließender Diskussion






Veranstaltungshinweis:

12. Internationaler Kongress für Psychotherapie und Seelsorge
17. bis 20. April 2024 im Congress Centrum Würzburg

Thema: Mehr Sein – Der Mensch zwischen Verantwortung, Vermessenheit und Verheißung

Näheres unter https://www.akademieps.de/kongress-begruessung.html


Veranstaltungshinweis:

ECRSH 16.-18. Mai 2024 - European Conference on Religion, Spirituality and Health in Salzburg, Austria

Näheres unter https://newsletter.webpresso.ch/t/r-e-ttkyuult-nokltldli-r/


         

RÜCKBLICK:







Spiritualität in Psychotherapie, Beratung und Seelsorge - Gnade und Vergebung –  

Impressionen zur AeF Tagung am 20./21. Oktober 2023 in Butzbach/Hessen

 

Unter dem Leitthema „Gnade und Vergebung“ fand die inzwischen 24. Arbeitstagung des Arbeitskreises <Empirische Forschung zu Glaube, Psychotherapie und Seelsorge> (AeF) am 20./21. Oktober in Butzbach statt. Als gastgebende Stätte fungierte 2023 das dortige Johanniterhotel.

Gespannt hatten wir die Resonanz auf unseren „Call for Papers“ erwartet, insbesondere die Reaktion von Jungwissenschaftlern im Bereich der o. g. empirischen Forschungsdomäne. Während in den USA religionspsychologische Forschung einen großen und stetig wachsenden Stellenwert einnimmt, ist das wissenschaftliche Netzwerk im deutschsprachigen Raum noch mehr oder weniger ‚überschaubar‘. Auch die Anmeldungen seitens der Teilnehmerinnen und Teilnehmern blieben bis zuletzt eine „Sache des Glaubens“. Mit dann ca. 50 Teilnehmenden war es eine sehr bereichernde Tagung.

Als Leitgedanke hatten wir mit „Gnade und Vergebung“ ein eher seelsorgerisches Thema bzw. spirituell-psychotherapeutisches Thema ausgesucht, zudem es zahlreiche empirische Forschungsbeiträge im angelsächsischen Sprachraum gibt.

Als Online-Keynote hatten wir darum für den Freitag Prof. Dr. Everett Worthington (Virginia Commonwealth University, USA) gewinnen können.  Er gab uns anhand seiner und anderer Forschungen einen fundierten Überblick über die Ergebnisse zu diversen Aspekten von <Vergebung> und deren Praktischen Schlussfolgerungen.  (Lit.: Worthington, E.I. Jr. & wade, NG. (Eds.) (2020). Handbook of forgiveness. 2nd. Ed. Routledge)

Beeindruckend waren v.a. die dargestellten Ergebnisse der Vergebungs-Forschung bezüglich des gesundheitlichen Wohlbefindens und in der Anwendung auf psychoedukative (Selbstmanagement) Vergebungs-Gruppen: Die Effektivität von REACH Forgiveness Gruppen speziell für Christen war vergleichbar effektiv mit säkular gestalteten 5-Schritte (REACH) Gruppen sowohl für Christen als auch säkular orientierte. Insgesamt wurde das spirituelle Interesse von E. Worthington am Thema Vergebung angewandt auf die unterschiedlichsten Gegebenheiten und sozialen Gruppen (Individuen, Paare, Familien, Regionen und Nationen) spürbar und sichtbar.


Der Samstagmorgen wurde von Dr. med. Herbert Scheiblich eingeleitet mit einem Impuls zum Thema, Alfred Adler zitierend „Alles Handeln soll so geschehen, dass es von Hoffnung (Spes) und Ewigkeit (aeternitas) als Blickwinkel geprägt ist.“ Zur Einstimmung in den Tag verhalf auch die AeF Band mit geistlichen Liedern.

                                                             

Den Reigen der Vorträge eröffnete Prof. Dr. Christian Neddens (Systematische Theologie, Oberursel) mit seiner Analyse der „Ambivalenzen des theologischen Konzepts der <Gnade>“: Was meinen wir, wenn wir von <Gnade> sprechen? Nur der Höhergestellte kann schließlich begnadigen, es besteht also ein Gefälle im Erbarmen einer höhergestellten zu einer geringeren Person. Wichtig ist im Gnadenverständnis – so Christian Neddens – auch der Aspekt der Schuldanerkenntnis im Appell des Empfängers an die Barmherzigkeit des höhergestellten Gnadengebers. Dieser kann als Gabe Schuld vergeben und den Schuldner freisprechen. Über „Gnade als theologischer Begriff“ und „Gegenwartsbezogenes Verständnis der <Gnade>“ schloss der Referent mit Gedanken zur Relevanz im therapeutischen Kontext.

            

Den Vormittag setzte Prof. Dr. Mathias Allemand (Universität Zürich, Schweiz) fort mit seinen Forschungen aus dem Bereich Persönlichkeitsentwicklung und gesundem Altern, für uns mit dem Schwerpunkt „Vergeben über die Lebensspanne“. Er nahm in seinem Vortrag dabei Bezug auf die Persönlichkeitseigenschaften, die in der Reaktion auf interpersonale Verletzungserfahrungen in der Bewältigung hilfreich sind, Verzeihen zu fördern. Umfangreiche Untersuchungen aus dem amerikanischen Raum als auch eigene empirische Daten belegten das Faktum „Verzeihen als Veränderungsprozess“ in Relation zu Persönlichkeit und Lebensentwicklung. An der Uni Zürich hat er hierzu mit anderen eine digitale Coaching App entwickelt.

 

Zum Abschluss der Tagung wurde von Dr. René Hefti (FISG, Research Fellow Uni Basel) noch eine sehr kompakte „Übersicht über empirische Konzepte und Forschungsergebnisse zur Gnade“ gegeben.                        

Zu den eindrücklichen Erlebnissen auf der Forschungstagung gehörte auch die persönliche Forschungsleidenschaft, die beim Pre-Workshop am Freitag in allen vier präsentierten Abstracts zu verschiedenen Themen in „Spiritualität & Psychotherapie“ ersichtlich wurde.

Auch in den wissenschaftlichen Kurzbeiträgen zu Doktorarbeiten der Referenten (s. Flyer zur Tagung) am Samstagnachmittag zeigten sich die Nachwuchsforscher höchst engagiert und kompetent.

Die Resonanz zu den praxisorientierten Workshops am Samstagnachmittag war sehr positiv.

 

Mein Fazit: Eine durch und durch lohnenswerte Forschungstagung mit vielen Anregungen für eigene Forschungsprojekte und die Integration von Spiritualität in Psychotherapie und Beratung.


Rainer Oberbillig, Dipl.-Psych., Mitglied des AeF

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Quellen Bilder (M. Allemand / Chr. Neddens / R. Hefti), Rest privat

https://www.dynage.uzh.ch/de/team/profs/mallemand.html

https://images.app.goo.gl/PVF2E7jmAxUt7nzUA

https://rish.ch/de/institut-fisg/team               

Keynote von Prof. Dr. Everett Worthington (Richmond, Virginia, USA) von Freitag 20.10.2023

An Overview on Forgiveness Research and its Practical Implications

im Rahmen der Forschungstagung zu "Gnade und Vergebung"

Zum Abspielen auf das Bild klicken, ggf. mit rechter Maustaste "in neuem Tab öffnen" auswählen

Aufbau des Videos:

00:00 Begrüßung zur Tagung durch Dr. med. Herbert Scheiblich

03:25 Einleitung zum Onlinevortrag durch Dr. med. René Hefti

07:47 Vortrag von Prof. Dr. Everett Worthington

Gnade - Ambivalenzen eines theologischen Konzepts und die Frage nach seiner Relevanz im therapeutischen Kontext“ – Prof. Dr. Christian Neddens (Oberursel, Deutschland)


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Vergeben über die Lebensspanne aus differenzieller und entwicklungspsychologischer
Sicht “ – Prof. Dr. Mathias Allemand (Zürich, Schweiz)


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Workshop „Vergeben und Loslassen in Psychotherapie und Coaching“ - Dipl.-Psych. Maike Baumann


Powerpoint mit Klick auf das Bild abrufbar, ggf. mit rechter Maustaste "in neuem Tab öffnen" auswählen

Wissenschaftliche Kurzbeiträge

Quantitative Forschung zu Gesundheitskompetenz und Spirituellen/Religiösen Kompetenzen“ – B.Sc. Psych. und Mag. Theol. Birthe Fritz


Vorstellung von Forschungsprojekten im Rahmen des Pre-Workshops

Der Einfluss religiöser/spiritueller Hintergründe von (Wartelisten-)Klient*innen auf ihre Erwartungen bezüglich der kommenden Psychotherapie - B.A.-Arbeit Psychologie Marco Schäufele


Zur Integration von Spiritualität in die Kinder- und Jugendpsychiatrie und-Psychotherapie - Dr. med. lic. theol. H.-R. Stucki, KJ-Psychiatrie und -Psychotherapie FMH


Powerpoints jeweils mit Klick auf den Button links abrufbar, ggf. mit rechter Maustaste "in neuem Tab öffnen" auswählen

Religion/Spiritualität und Gesundheit

– ein Forschungsfeld für Nachwuchswissenschaftler/innen.


Ein Artikel von Florian Jeserich im German Journal for Young Researchers 2011


Erfolgreicher Start der

1. Forschungswerkstatt des aef

in Bad Liebenzell

 

Nach zwei größeren Veranstaltungen zum Religionspsychologischen Schwerpunkt „Empirische Forschung zu Christlicher Glaube, Seelsorge und Psychotherapie“ in Marburg (2020/21) war die Zeit reif geworden für ein neues Format. Der Werkstattcharakter sollte Raum für noch im Prozess befindliche Forschungsprojekte zum Thema bereitstellen, auch eine Plattform für Nachwuchswissenschaftler anbieten. Gespannt erwarteten wir die Resonanz auf unseren „Call for Papers“. Auch die unsichere Gesetzeslage bezüglich der Corona-Maßnahmen zum Herbst hin trug zu einer Ungewissheit bei: Kann die Forschungswerkstatt in Präsenz stattfinden? Rückblickend bleibt nur dankbar festzustellen, der mutige Einsatz für die Weiterentwicklung empirischer Forschung hat sich gelohnt! Die Internationale Hochschule Liebenzell (IHL) war ein sehr entgegenkommender Gastgeber, an dieser Stelle gebührt ausdrücklicher Dank!

Das von einzelnen Forscherinnen und Forschern gestaltete Programm erwies sich als recht abwechslungsreich und inspirierend. Dazu zählte eine interaktive Auseinandersetzung mit einer „radikalen Fallanalyse (qualitative Methode) einer individuellen Glaubenswelt“, vorgestellt von Prof. Stefan Huber in seinem Workshop. Von Jana Küchler bekamen wir am Folgetag dann einen Einblick in ihr Promotionsprojekt am Beispiel der „individuellen spirituellen Heilungserfahrung“ der betreffenden Auskunftsperson. Ergänzend stellte M. Ackert „individuelle Religiositätsstrukturen im Zeitverlauf“ vor; dabei handelte es sich um quantitative Darstellungen aus dem Forschungsprojekt „Religiöse/Spirituelle Wendepunkte“ des Instituts für Empirische Religionsforschung Uni Bern.

Die Themenreihe blieb bunt: Von einem Masterstudienprojekt „Seelsorge an psychisch Kranken und Seelsorgevernetzung“ bis zum Promotionsprojekt „Spiritueller (Macht) Missbrauch in evangelischen Kirchen und Freikirchen“ – von einem Forschungsvorhaben „Gottessymbolisierungen in der religiösen Entwicklung und dem kulturellen Kontext“ bis zur Studie „Sorge und Sinn in Zeiten schwindender Sicherheit – Textanalysen von V. Frankl und D. Bonhoeffer“. [1]

Der quasi ‚familiäre‘ Charakter der Forschungswerkstatt wurde von allen Projekt Protagonisten sehr geschätzt. Er bot eine willkommene Möglichkeit zu vertiefter, wohlwollender Diskussion und/oder konstruktivem Feedback, die eigene Studienarbeit zu reflektieren. Somit wurde die Vielfalt der empirischen Zugänge zu religiösen Glaubenswelten widergespiegelt. Übereinstimmendes positives Abschlussfeedback zur Forschungswerkstatt war der Wunsch nach einer Neuauflage dieses Formats und nach einer besseren Vernetzung.    

 

Rainer Oberbillig, Dipl.-Psych.

Mitglied des AeF


[1] Name der Akteure: s. nachfolgendes Programm der 1. Forschungswerkstatt

Programm

1. Forschungswerkstatt

Empirische Forschung zu Glaube, Psychotherapie und Seelsorge

 

Samstag 15. Oktober 2022


Vorstellung von Projekten mit jeweils anschließender Diskussion Teil 1

  • Birthe Fritz (Uni Frankfurt): Seelsorge mit psychisch kranken Menschen und Vernetzung der Seelsorgenden mit der psychosozialen Gesundheitsversorgung der BRD
  • Lars Allolio-Näcke, Stefan Böhringer, Michael Fricke (FAU Erlangen-Nürnberg): Gottessymbolisierungen im Alters-, Geschlechter- und Kulturvergleich – eine qualitative Studie


Kaffeepause

 

  • Nele Plath (Uni Greifwald): Spiritueller Machtmissbrauch in evangelischen Kirchen und Freikirchen

 

Mittagessen und Pause


Vorstellung von Projekten mit jeweils anschließender Diskussion Teil 2

  • Dr. Markus Grottke, Prof. Dr. Andreas König (AKAD University Stuttgart): Sorge und Sinn in Zeiten schwindender Sicherheiten. Fallanalysen von Viktor Frankl und Dietrich Bonhoeffer und was sie uns für diese Zeit zu sagen haben
  • Michael Ackert (Universität Bern): Individuelle Religiositätsstrukturen im Zeitverlauf
  •  Jana Küchler (Universität Bern): Starke religiöse Erfahrungen in einer individuellen Glaubenswelt